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Gewerbeentwicklung

STEG Gewerbegebietentwicklungsstrategie Urbach (3,941 MB)

Präsentation STEG und WRS (5,498 MB)


Gewerbeentwicklung Urbach – wohin wollen wir uns entwickeln?

Die Gemeinde Urbach hat sich mit dem Gemeindeentwicklungskonzept Urbach 2035 das Ziel gesetzt, eine stufenweise Gewerbeentwicklung zu ermöglichen und dafür eine Gewerbeentwicklungsstrategie zu erarbeiten. In den vergangenen Monaten hat die STEG Stadtentwicklung aus Stuttgart im Auftrag der Gemeinde mehrere Umfragen unter der Unternehmerschaft durchgeführt sowie statistische Daten zur Art und Ausgestaltung und zum Entwicklungsbedarf der Gewerbebetriebe erhoben. Am 13.02.2023 wurde ein öffentlicher Bürgerdialog Gewerbeentwicklung in der Auerbachhalle Urbach durchgeführt.

Wohlstand in der Region gefährdet

„Die Region Stuttgart steht vor weitreichenden Herausforderungen eines tiefgreifenden technologischen und ökologischen Wandels“, so Matthias Lutz, Leiter Standortmanagement der bei der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart in seinem Vortrag. „Es geht nicht um weiteres Wachstum, sondern darum, den Wohlstand nicht allzu stark schmelzen zu lassen“. Um dies zu ermöglichen, müsse man den Unternehmen die nötigen Rahmenbedingungen zur Verfügung stellen.
„Die relevanten Standortentscheidungen über die Technologien der Zukunft werden in den nächsten 5 Jahren getroffen“, so Lutz. Da die bisherige Produktion und der Aufbau neuer klimaneutraler Wege der Produktion teils parallel verliefe, würden in den nächsten Jahren mehr Flächen benötigt werden. Alte Produktionszweige und -wege würden teils komplett wegbrechen. Es stelle sich jetzt für die Unternehmen die Frage, ob sie in der Region Stuttgart oder anderswo in Deutschland, Europa oder der Welt investieren würden. Es werden jetzt die Weichen dafür gestellt, ob die Region Stuttgart Zukunftstechnologien ansiedeln kann, um weiterhin hochwertige Arbeitsplätze zu bieten und den Wohlstand der Region nicht zu gefährden.

Große Anstrengungen für Klimaschutz nötig

Für Hans Eisele, Projektleiter der STEG Stadtentwicklung, muss die Expansion von Unternehmen dem Klimaschutz nicht im Weg stehen. „Ein neues Gewerbegebiet kann ein Risiko sein, aber auch eine riesige Chance.“ Man könne beispielsweise große Dachflächen mit Photovoltaikanlagen ausstatten. Auch in der nachhaltigeren Gestaltung der Gewerbegebiete sieht er eine Lösung. Man könne Synergien zwischen Unternehmen herstellen, indem zum Beispiel ein Betrieb die Abwärme des anderen nutzt. Flächeneffizienz spiele ebenfalls eine große Rolle. Daher sollten Gebäude künftig vor allem in die Höhe erweitert werden. Dachbegrünungen oder das Errichten von Grünstreifen am Rand von Produktionsgebäuden, wo sich momentan meist ungenutzte Asphaltflächen befänden, sind weitere Ansätze des Experten für Baulandschaffung. In jedem Fall müsse sich etwas ändern, so sein Fazit. „Das Gewerbegebiet, wie wir es kennen, muss das Gewerbegebiet der Vergangenheit werden.“
Neben klimasensiblen Gewerbegebieten wurde als einen weiteren Ansatz zum Klimaschutz die Reduktion von Fahrtwegen zur Arbeit oder dem Ausbildungsplatz genannt. Jährlich entstünden mehr als 5.100 Tonnen CO² durch Menschen, die Urbach verlassen, um zur Arbeit zu kommen. Durch dezentrale Gewerbegebiete und damit einhergehend einer Verkürzung von Pendlerwegen könne man Emissionen einsparen und die Work-Life-Balance verbessern.

Expansionsflächen dringend benötigt

„Sie müssen sich überlegen, in welcher Art und Weise Sie künftig mit dem Gewerbe umgehen“, stellte Hans Eisele, Projektleiter der STEG Stadtentwicklung, fest. Ein Ergebnis der Umfrage unter der Unternehmerschaft war, dass 20 Unternehmen zeitnahen Erweiterungsbedarf äußerten. Unter den Expansionswilligen befindet sich auch Urbachs größter Arbeitgeber, die Firma Karl DUNGS GmbH & Co. KG. Sie entwickelt Systemlösungen für die innovative Heizwärme- und Prozesswärme Industrie und ist auf zusätzliche Flächen angewiesen, um das Wachstum der Unternehmensgruppe hier am Standort Urbach abzusichern. Die Standortentscheidung für die Zukunft wird zeitnah getroffen. Der Urbacher Bürger und Geschäftsführer Karl Dungs stellt fest, dass „wir Ankerpunkt eines klimaneutralen Gewerbegebiets Schraienwiesen werden wollen. Unsere Heimat ist Urbach, und wir wollen hier vor Ort, wo unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und wir als Familie leben, nachhaltig investieren und expandieren“.

Vorschläge aus dem Publikum

In der zweiten Phase des Abends wurde in Kleingruppen an Pinnwänden zu verschiedenen Schwerpunktthemen diskutiert. Neben Themen wie nachhaltige Wassernutzung, Begrünung ungenutzter Flächen und die Installation von Solarparks wurden auch Vorschläge wie Co-Working-Spaces, zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten für Monteure und Vertriebler sowie die Verbesserung der Fahrradinfrastruktur genannt. Auch abseits der Gewerbeentwicklung sammelten die Anwesenden Ideen.

Klimaneutrale Gewerbegebiete sind möglich
 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass durch die Rahmenbedingungen, welche Gemeinden über Bebauungspläne vorgeben können, die Voraussetzungen für ein Gewerbegebiet mit sehr hohen ökologischen Standards geschaffen werden können. So gibt es bereits heute Beispiele für CO² neutrale Wärme- und Kälteversorgung von Gewerbegebieten und entsprechende Handlungsleitfäden. Über Bebauungspläne können Vorgaben, z.B. zur extensiven Dachbegrünung, definiert werden. Regelungen zum Thema Wassermanagement, naturnahe Retentionsflächen und Biodiversität auf Außenflächen sind möglich. Parkplätze sollten grundsätzlich mit Flächenphotovoltaik überdacht werden. Dabei ist neben dem Auto auch an das Fahrrad zu denken. Gewerbegebiete der Zukunft sollten auch eine Aufenthaltsqualität für Menschen bieten; sei es für eine entspannte Mittagspause z.B. an einem Bachlauf oder einen Bolzplatz, der auch am Wochenende genutzt wird.
„Die Zeit der klassischen Gewerbegebiete ist vorbei; wir müssen neu denken“ fasste Bürgermeisterin Martina Fehrlen die Veranstaltung zusammen. Der Wohlstand unserer Region und von Urbach ist mit einer positiven Gewerbeentwicklung verknüpft. „Jeder Euro, den wir z.B. für Kindergärten, Vereinsförderung und das Freibad ausgeben muss erst einmal verdient werden.“ Bürgermeisterin Fehrlen sieht große Chancen für eine klimasensible und hochwertige Gewerbegebietsentwicklung „Auf der Au“ und „Schraienwiesen“ und möchte die Bevölkerung auf diesem Weg mitnehmen.

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